Weihnachten steht vor der Tür und aus diesem Anlaß wechseln wir natürlich unsere Rezepte aus. Aber keine Angst: Ihr bekommt nicht das 101. Rezept für gefüllte Ente und für Weihnachtsplätzchen zu lesen. Wir haben stattdessen zwei venezolanische Spezialitäten ausgesucht, die um die Weihnachtszeit in keinem Haus in Venezuela fehlen dürfen. Als Erstes findet ihr ein einfach zu realisierendes Rezept für Pan de jamón (Schinkenbrot), anschließend eine Beschreibung der berühmtesten venezolanischen Spezialität, der Hayacas.



Pan de jamón (Schinkenbrot)

Zutaten:

für den Teig (reicht für zwei Brote):

5 Eier
1 kg Mehl
2 Pckg. Hefe
6 Löffel Butter
etwas Zucker
1 Löffel Salz
Milch nach Augenmaß

für die Füllung:

300 gr Schinken pro Brot
Rosinen
Oliven
Kapern
Butter und 1 Eigelb zum Bestreichen


Zubereitung:

Alle Zutaten für den Teig zusammenmischen und kneten, bis der Teig nicht mehr an den Händen klebt, den Teig 45 min an einem warmen Platz aufgehen lassen. Den Teig in zwei Teile teilen, ausrollen, nochmal ruhen lassen, jeweils ein 1 cm dickes Quadrat ausrollen, mit Butter bestreichen, belegen und zusammenrollen, Eigelb darüberstreichen. Die Brote 20 min ruhen lassen und dann bei 200°C 20-30 min backen.




Neben Pan de jamón dürfen in keinem Haushalt in Venezuela Hayacas fehlen. Dies ist eine von außen relativ unscheinbare Delikatesse, an deren Herstellung sich normalerweise eine ganze Familie (bzw. der weibliche Teil davon) beteiligt:

Hayacas

Hayacas

Gemäß der Definition der Königlichen Akademie der Spanischen Sprache ist die Hayaca eine mit klein geschnittenem Fleisch und anderen Zutaten gefüllte Pastete aus Maismehl, die, in Bananenblätter gewickelt, in Venezuela an Weihnachten zubereitet wird. Der Maisteig wird je nach Region mit verschiedenen Zutaten gefüllt. Es gibt die sogenannten caraqueñas (aus Caracas, selbstverständlich die leckersten), andinas (aus den Anden), llaneras (aus der Ebene) und orientales (aus dem Osten).

Die Hayaca, Synthese der Gastronomie Venezuelas, wurde von verschiedenen Schriftstellern als "Zusammenfassung der Vergangenheit unserer Kultur" beschrieben: Als Deckblatt wird die afrikanische und amerikanische Banane verwendet, mir der sich Schwarzen und Indianern der Geschmack öffnet. Darunter kommt der glänzende Teig aus der amerikanischsten aller Pflanzen, dem Mais. Die Füllung aus Hühnerfleisch, Oliven und Rosinen stammt aus Spanien mit seiner iberischen, römischen, griechischen und karthaginensischen Geschichte. Im Safran, der den Teig färbt und den Mandeln, die die Füllung schmücken, haben die sieben Jahrhunderte der musulmanischen Invasion in Spanien ihre Spuren hinterlassen.

Eine alte Legende aus Caracas stellt den Gouverneur Don Sancho de Arquiza als den Erfinder der Hayaca dar. Man erzählt, daß während der Amtszeit dieses Gouverneurs, der 1606 in Venezuela eintraf, der alte Pfad nach La Guaira (Hafenstadt von Caracas) renoviert wurde. Diese harte Arbeit wurde von den Indianern verrichtet, die "wie Fliegen starben", weil sie eine so harte Arbeit nicht gewöhnt waren. Don Sancho bemerkte, daß die Schwäche der Eingeborenen auf die schlechte Ernährung zurückzuführen war, die nur aus in Bananenblättern gewickeltem ungesalzenem Maisteig bestand. Daraufhin erließ er ein Gesetz, das die reichen Familien aus Caracas dazu zwang, die Hälfte ihrer Essensreste abzugeben, um diese dem Maisteig für die Indianer beizumischen. Mit der anderen Hälfte der Essensreste wurden die Schweine gefüttert. Nichtsdestotrotz wurden viele der besten Stücke für die Tiere reserviert und nur die schlechteren Stücke für die Arbeiter übriggelassen.

In der Woche vor Weihnachten 1606 brach eine Ruhr-Epidemie großen Ausmasses aus, die den Bischof dazu veranlasste, zur Sühne eine Strafe zu erlassen. Er erließ das Gesetz, daß während des Monats Dezember "bis zum Ende der Jahrhunderte" nur Maisteig mit Kleingeschnittenem , gewickelt in das "elende Bananenblatt, das das Unglück versteckte", gegessen werden darf. Hayaca soll deswegen auch die Übersetzung für "bis zum Ende der Jahrhunderte" sein. Die Caraqueños gehorchten diesem Gesetz zwar, aber da der Bischof keine Angaben über die Herkunft des Kleingeschittenen machte, mischten sie Schinken, Oliven, Speck, Zucker und sogar Wein bei.


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